Zu Person und Werk

Von Ilse Fath-Engelhardt

Sprecherin: Christiane B. Horn

Michael Engelhardt, 1952 in Erlangen geboren, beginnt mit 12 Jahren, eigenständig Ölbilder zu malen. Mit 15 beschließt er, Künstler zu werden. Nach dem Abitur studiert er bei Clemens Fischer und Günther Voglsamer an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. In zwei Freisemestern unternimmt er Studienreisen nach Afrika und Asien. „Weich, aber bestimmt“, so lehrte Clemens Fischer über die Art, wie Kontraste auch in abstrakten Bildern zueinander stehen sollten.

1978 wird Michael Engelhardt an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in die Meisterklasse von Rudolf Hausner aufgenommen, dessen Privatassistent er später für kurze Zeit wird. Während des Studiums fährt Michael Engelhardt fast jedes Jahr nach Ezinge in Nordholland, um bei seinem Freund und Lehrer Matthijs Röling, der auch an der Akademie Minerva in Groningen lehrt, holländische Auffassungen der realistischen Malerei zu studieren. So schließt er sich der Auffassung an, es solle in der Kunst nicht politisiert werden und der Erneuerungsdrang müsse sich in vernünftigen Grenzen halten. Michael Engelhardt verbindet dies in seinem Frühwerk zunächst mit einer durchaus romantisch zu nennenden Sicht auf die Welt, die Dinge und die Menschen.

Seit 1980 ist Michael Engelhardt als freischaffender Künstler tätig.

Michael Engelhardt steht mit seinem Schaffen in einer europäischen Tradition des Humanismus und der Aufklärung, was sich bei ihm unter anderem in vielen Studienreisen nach Griechenland widerspiegelt. Sein Naturverständnis bleibt stets dem des holländischen Realismus verbunden. Weitere Anknüpfungspunkte sind ihm der Manierismus der Renaissance, die frühe klassischen Moderne, der Symbolismus (Arnold Böcklin), der Surrealismus der ersten Stunde, und die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Sein Anliegen ist es, in der Verknüpfung individuellen Empfindens und Verstehens ein gleichnishaftes Bewusstsein hervorzubringen, ein Realitätsverständnis der vereinten Gegensätze. Das Handwerk ist ihm dabei ein wichtiger Leitfaden.

Mit Öl auf Leinwand zu malen ist eine sehr alte Technik. Michael Engelhardts Malerei genügt hohen handwerklichen Ansprüchen. Er stellt seinen Malgrund selbst her. So kann er die Bildmaße individuell festlegen und die Leinwand nach Bildtyp und -größe aussuchen. Nach dem Aufspannen wird die Leinwand geleimt und dann in mehreren Arbeitsschritten grundiert. Michael Engelhardt kombiniert seine Ölmalerei oft mit Zwischenschichten aus Eitempera. Dadurch lassen sich gut parallele Lichtverhältnisse darstellen, etwa ein inneres Leuchten neben einem Außenlicht. Außerdem erhöht sie die Haltbarkeit des Bildes.

Michael Engelhardt verbindet mit der Vervollkommnung seines Handwerks eine Geistesdisziplin: Seine Technik dient der Transzendenz. Er wechselt oftmals sogar in ein und demselben Bild zwischen einschichtiger Prima- und mehrschichtiger Lasurmalerei. Stets wird eine die reine Zentralperspektive übersteigende Räumlichkeit erzeugt, die sich am ehesten mit einer Holographie vergleichen lässt, aber im Atmosphärischen noch weit über sie hinausreicht. Atmosphäre, Perspektivenvielfalt und Licht-Schatten-Verhältnisse in seinen Werken sprechen für einen Umgang mit existentieller Bedingtheit, wie er Menschen möglich und ihrer einzig würdig ist: Sie zeugen von dem Versuch, diese existentielle Bedingtheit als ein Gleichnis anzunehmen, sie einfühlsam verstehen zu lernen und Wandlung zu wagen.

Licht und Schatten

Schwarz, weiß, bunt - was sind die Regeln im Spiel von Licht und Schatten? Schon die Wahrnehmung dieses Spiels erfordert beträchtlichen Feinsinn, erst recht seine Darstellung und Gestaltung. Zur Kunst der Sichtbarmachung gehört es, sich in harmonischen Grenzen bewegen und auszudrücken zu können. Für Michael Engelhardt ist es bis heute eine wichtige Konstante geblieben, in seinem Schaffen stets von neuem die Realität zu befragen und durch das direkte Umsetzen des Gesehenen auf die Leinwand eine Authentizität zu gewährleisten, in deren raumzeitlicher Orientierung menschliches Leben in seiner Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit, und damit aber auch Unwiederbringlichkeit aufscheint.

Michael Engelhardt wendet sich in seiner Malerei oft dem Stillleben zu, sei es in reiner Form oder in Verbindung mit einem Interieur oder einer Landschaft. Zu seinen bevorzugten Motiven gehören außerdem exotische und mythologische Landschaften sowie Akte und Porträts.

 

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